Schwedischer Nationalismus?
In der Süddeutschen Zeitung schreibt Thomas Steinfeld, dass sich die skandinavischen Länder mehr als je zuvor voneinander abgrenzten. Er findet das bemerkenswert, besonders, weil diese Länder auf eine gemeinsame, in den letzten 200 Jahren weitgehend unblutige Geschichte zurückblickten.
Ich werde neugierig und frage mich, was er meint. Steinfeld behauptet, dass sich in Schweden eine Art schleichende nationalistische Anpassung vollziehe, die den Einfluss nationalistischer Strömungen zeige, obwohl man diese von der Macht fernhalte. Als Beispiel führt er an, dass das schwedische Fernsehen dänische Beiträge nunmehr mit schwedischen Untertiteln versehe.
Ich selbst würde glauben, dass das mehr mit unseren Problemen mit einer für die Schweden schwierigen Nachbarlandssprache zu tun hat als mit engstirnigem Nationalismus.
Im nächsten Atemzug besteht das Problem nicht in unserem Nationalismus, sondern in unserem beschränkten Internationalismus. Der zeige sich darin, dass wir Schweden gern glauben würden, eine gemeinsame Geschichte mit den Vereinigten Staaten zu haben.
Ich bin überzeugt, dass Thomas Steinfeld als einer der bedeutendsten Schwedenkenner Deutschlands von Vilhelm Mobergs Romanen über Karl Oskar und Kristina und die schwedische Auswanderung nach Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehört oder sie eventuell sogar gelesen hat. Schweden war zu jener Zeit ein armes Land, ein skandinavisches Irland mit vielleicht vier Millionen Einwohnern. Eine Million wanderten nach Amerika aus.
Die in Teilen gemeinsame Geschichte mit Amerika kann wohl kaum ein schwedisches Hirngespinst sein. Warum, fragte mein Sohn auf unserem Weg durch die schnurgeraden Reihen weißer Kreuze auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof oberhalb der Landungsstrände in der Normandie, stehen auf so vielen Grabsteinen schwedische Namen?
0 comments Send comment
Comment on post
To post a comment you need to log in with Facebook:
Logga in med Facebook Logga in med Twitter Logga in med Google+
Read our netiquette