Russophobie?
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt Matthias Hannemann in interessanter Weise über die Kriegstagebücher (1939-45) von Astrid Lindgren. Hannemann hebt die Tagebucheintragungen aus den Sommern 1940 und 1945 und die Angst Lindgrens vor Russland hervor. Er führt diese Angst nicht nur auf das Schicksal Finnlands zurück (das 1939-40 von Russland angegriffen wurde), sondern auch auf traditionellen schwedischen Antibolschewismus und Russophobie.
Ich weiß, dass diese Sicht auf die Stimmung in Schweden recht weit verbreitet ist, in Russland, aber auch in anderen Ländern. Manchmal klingt das, als sei eine Art starrköpfiger Russenschreck in die sonst so rationalen Schweden gefahren. Ich erkenne mich in dieser Beschreibung nicht wieder.
Die Gründe für Astrid Lindgrens Angst sollte wohl in erster Linie in der inneren Entwicklung und Unterdrückung in Russland unter Stalin und in dessen Angriff auf Schwedens unabhängige Nachbarstaaten auf der anderen Seite der Ostsee – Polen (gemeinsam mit Deutschland) und Finnland 1939, Estland, Lettland und Litauen 1940 – gesucht werden.
Ich würde diese Frage nicht an dieser Stelle aufgreifen, wenn sie nicht eine gewisse Aktualität hätte. Es sind nicht unsere alten Kriege mit Russland im 18. und 19. Jahrhundert, aufgrund derer Schweden nun Maßnahmen ergreift, um sich militärisch für schlechtere Zeiten zu rüsten. Es sind die russische Aggression gegen die Ukraine und das verantwortungslose russische Auftreten im Ostseeraum.
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