Die Deutschkenntnisse der Schweden
Eine meiner Aufgaben als Botschafter ist es, die Schweden für Deutschland zu interessieren. Das ist eine wichtige und stimulierende Arbeit. Wir Schweden müssen mehr über Deutschland wissen!
Ich dachte daran, als die Briten letzte Woche zur Wahl gingen. Ein Schwarm schwedischer Reporter verteilte sich über die britischen Inseln, zahlreiche Experten kamen in der Wahlnacht sowohl im Fernsehen als auch im Rundfunk zu Wort. Eine Livesendung jagte die andere.
Verstehen Sie mich nicht falsch! Großbritannien ist ein wichtiges Land. Mein Interesse für den Wahlausgang in Großbritannien war groß – ich bin schwedischer Botschafter in London gewesen. Vor allem die Frage nach der weiteren EU-Mitgliedschaft Großbritanniens ist sowohl für Schweden als auch für Deutschland von Gewicht.
Aber es fällt mir schwer zu glauben, dass der Aufwand des schwedischen Rundfunks und Fernsehens genauso groß gewesen wäre, wenn es sich um eine Wahl in Deutschland gehandelt hätte – nicht einmal, wenn diese deutsche Wahl genauso eng gewesen wäre wie die in Großbritannien. Und das, obwohl eine Wahl in Deutschland vielleicht noch größere Auswirkungen auf Schweden haben würde als eine in Großbritannien.
Ich glaube nicht, dass das in erster Linie an mangelndem Interesse liegt, sondern an begrenztem Wissen und unzureichenden Sprachkenntnissen. Schweden hat nach jahrzehntelanger Orientierung in Richtung der anglosächsischen Welt weit weniger Experten für Deutschland als für England, und schwedische Journalisten können – bis auf wenige brillante Ausnahmen – viel besser Englisch als Deutsch. Deutschland zu erfassen und zu verstehen wird somit schwierig.
Es reicht also nicht, dass mittlerweile viele Schweden Deutschland entdeckt haben. Wir müssen auch unsere Deutschkenntnisse verbessern.
May 15, 2015 kl 07:37
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